Mit dem ökologischen Fußabdruck von Kriegen hat sich bislang noch kaum jemand beschäftigt
Eine Studie der Initiative ‚GHG Accounting Of War‘ aus dem Juli 2023 gibt Aufschluss über die Folgen des Ukrainekrieges für das Klima. Die Forschung wurde vom Umweltministerium der Ukraine gefördert. Der niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk und sein Team untersuchten die Treibhausgasemissionen des ersten Kriegsjahres. Sie schätzen die Klima-Wirksamkeit – hier also die CO2-Bilanz – von 12 Monaten Krieg auf circa 119 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.
Sie berücksichtigten erstens die Emissionen aus direkten Kampfhandlungen und den dabei entstehenden Bränden. Zweitens verbrauchen militärische Fahrzeuge viel Sprit, und Truppen und Ausrüstung wurden über weite Strecken an die Fronten transportiert. Entsprechend erfasste das Team auch die Treibhausgase, die bei der Vorbereitung des Krieges entstanden sind. Drittens ist auch die Nachkriegszeit relevant für die Klimabilanz. Wenn wieder Frieden einkehrt, gilt es, zerstörte Gebiete wieder aufzubauen. Baumaßnahmen sind aber energieintensiv und verursachen hohe Emissionen. Aufgeschlüsselt sind es:
- 21,9 Millionen Tonnen durch direkte Kampfhandlungen und militärischen Transport,
- 17,7 Millionen Tonnen durch Brände,
- 2,7 Millionen Tonnen durch die Migration von Geflüchteten sowie
- 12 Millionen Tonnen durch Flugumleitungen wegen gesperrter Lufträume.
- Besonders klimaintensiv wird der Wiederaufbau von Wohngebieten und der Infrastruktur sein, für die 50,2 Millionen Tonnen veranschlagt werden.
- Die Sabotage der drei Stränge der Nord-Stream-Gaspipeline wird als größtes Einzelereignis mit 14,6 Millionen Tonnen verbucht.
Die Gesamtmenge an Klima-Schädlichkeit entspricht somit den jährlichen CO2-Emissionen Belgiens. (In Belgien leben 11,6 Millionen Einwohner, sein Bruttoinlandsprodukt beläuft sich auf 550 Mrd. Euro.) Oder eine andere Vergleichsmöglichkeit: in Deutschland emittieren alle vorhandenen Gebäude etwa dieselbe Menge an CO2 pro Jahr wie dieser Krieg.