Die Nukleare Teilhabe ist eine Kombination von us-amerikanischer Zuständigkeit über den Zugang zu atomarer Ausrüstung und der tatsächlichen Verwendung der Waffen, die durch die Bundeswehr erfolgen soll.
Schwalmstadt-Rörshain ist ein kleiner Ort in Nordhessen, etwa 4 km nordöstlich von Treysa, direkt an Frielendorf-Leimsfeld angrenzend. Politische Bedeutung erhielt es durch das Sondermunitionslager Treysa bzw. Rörshain. Dieses Depot für Atomsprengköpfe bestand von 1962 bis 1992. Um 1980 herum gab es in der Bundesrepublik vermutlich 7000 us-amerikanische Atomsprengköpfe.
Interessant ist, dass selbst die vehementesten Befürworter dieser Waffen, dann, wenn sie ein bisschen Abstand gewonnen hatten, sehr skeptisch ( -> open link in new tab; 2:23 Minuten) werden. Selbst ihnen fällt auf, wie sehr die Bereithaltung von Waffen eine Art Selbstbetrug, eine Art Hasardspiel ist.
[Übrigens: Der im Film zu uns sprechende ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat war von Juli 2019 bis August 2020 der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Rüstungsschmiede Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar.]
Die Bundeswehr wurde bald nach ihrer Gründung eine indirekte Atomstreitmacht. Der Trick dafür hieß und heißt ’nukleare Teilhabe‘. In diesem Zusammenhang wurde jedem Korps des Heeres zur Unterstützung eine US-Artillerie-Gruppe (USAAG) zugeordnet. In Sondermunitionslagern („Special Ammunition Storage“, SAS ) wurden Atomsprengköpfe aufbewahrt, die im Falle eines – auch begrenzten – Atomkrieges für die atomare Ausrüstung der Bundeswehr-Waffensysteme (Flugzeuge, Raketen, Geschütze) vorgesehen waren. Die Lager waren so angelegt, dass der „innere Sperrbereich“ von der amerikanischen ‚Field Artillerie Detachment‚-Einheit bewacht wurde und der Zugang nur in Begleitung von mindestens zwei amerikanischen Soldaten erlaubt war. Der „äußere Sperrbereich“ war Sache der Bundeswehr.
In Rörshain wurden die für die 2. Panzergrenadierdivision vorgesehene atomare Munition gelagert – vornehmlich diejenige für das Feldartilleriebataillon 21 (später: Panzerartilleriebataillon 21) mit seinen Panzerhaubitzen „M110“ und das Raketenartilleriebataillon 22 mit seinen Kurzstreckenraketen „Honest John“ .
Die amerikanische Einheit vom 7th US Army Field Artillerie Detachment war zusammen mit den oben genannten Bundeswehr-Battaillonen in der Harthberg-Kaserne in Schwalmstadt-Treysa stationiert. Das ‚7th USAFAD‘ bestand aus 4 Offizieren und bis zu 38 Unteroffizieren und Mannschaften. Andere Quellen sprechen von etwa 60 amerikanischen Soldaten.
Im Oktober 1983 haben viele Friedensbewegte gemeinsam die Eingänge des Atomwaffenlagers Rörshain blockiert. Sie forderten ein waffenfreies Europa.
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Auch noch in der Gegenwart ruft das „Sondermunitionslager Treysa“ bei einigen Bürgern und Bürgerinnen nostalgische Gefühle aus. So veranstaltete die ‚Gesellschaft für Sicherheitspolitik“ in Kassel am 24. Juni 2023 einen Besuch im ehemaligen Militärgelände, zu dem öffentlich eingeladen wurde.
Hier gibt es Informationen zu weiten Kernwaffenstandorten zur Zeit des Kalten Krieges.