• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content

DFG-VK OG Kassel

  • Waffenherstellung / Rüstungsindustrie in Kassel
    • Geschichte
    • Waffenexporte
    • ZF Friedrichshafen war die ehemalige Eigentümerin der Hubschrauber-Werkstatt
    • Korruption, Bestechung und Steuerhinterziehung bei Krauss-Maffei Wegmann (KMW)
    • Lobbyismus
  • Zulieferer und Dienstleister
  • Waffenexporte
  • Rüstungskonversion
    • Grundsätzliches
  • Nuklearwaffen
    • Nukleare Teilhabe
  • Soziale Verteidigung bzw. gewaltfreier ziviler Widerstand
  • Verantwortung und Verantwortlichkeit
  • Friedensbewegung und Aktionsberichte
    • Von wegen ’schlafwandelnd in den Krieg‘!
    • Kriegsdienstverweigerung im Kriegsfall
    • Hybride Kriegsführung
    • Korruption, Bestechung und Steuerhinterziehung bei Krauss-Maffei Wegmann (KMW)
    • Friedenspädagogische Hilfen und Möglichkeiten
    • Lobbyismus
    • Literatur
    • kostenloses DIN-A1-Poster
  • Kriegsdienstverweigerung und Wehrpflicht
  • Krieg um die Ukraine
    • Die Klima-Schädlichkeit des Ukraine-Krieges
    • Kriegsdienstverweigerer aus der Ukraine und Russland
      • Видача паспортів та продовження терміну дії паспортів – Зменшення фундаментальних прав та передача даних
  • Israels Waffengeschäfte
  • Kriegsdienstverweigerer aus der Ukraine und Russland
    • Видача паспортів та продовження терміну дії паспортів – Зменшення фундаментальних прав та передача даних
  • Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes – Nur ein Zitat von Joseph Goebbels
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Suche
  • Kassel entrüsten! (Startseite)
  • Termine und Aktionsankündigungen
    • Kriegsdienstverweigerung im Kriegsfall

Von wegen ’schlafwandelnd in den Krieg‘!

Oft hört man in unseren Kreisen, wenn auf die Jahre und Monate direkt vor dem Ersten Weltkrieg verwiesen wird, das sprachliche Bild, man sei damals ’schlafwandlerisch in den Krieg‘ getaumelt. Kaum ein anderes Bild, bzw. eine andere Interpretation der Geschichte könnte falscher sein! General von Moltke verfasste im Februar 1914 eine Denkschrift, die in der These gipfelte, dass Russland in zwei Jahren, also im Jahre 1916, voll kriegsfähig sei. Von wegen schlafwandelnd in den Krieg! Es war eine bewusste Verabreichung von Gift.  Reinhold Lütgemeier-Davin und Klaus Moegling vom 13.04.2025.

Als „Gift“ soll hier die These verstanden werden, dass in Europa in naher Zukunft unweigerlich ein Krieg entstünde; eine Prognose, die ähnlich einem Entwicklungsprozess unausweichlich, ohne eigene Absicht, ohne eigene Entscheidung und vor allem ohne Ausweg ihren Lauf nimmt. Die These ist verbunden mit der Behauptung, dass die nur winzige Chance auf Einflussnahme auf diesen Prozess damit vorhanden sei, dass man selbst den Kriegsbeginn vorverlegt und startet. Die Behauptung sagt, eine solche Vorverlegung sei das Maximum an Einfluss, das „uns“ bliebe.  

Der Blick in die aktuelle Zeit lässt erschrecken. Ein ganzes Bündel von derzeitigen Prognosen verwenden die Denkfigur einer großen historischen Kraft, bzw. einer unabänderlichen Entwicklung zum Krieg, ganz ähnlich wie sie in den Jahren 1911 bis 1914 weit verbreitet war. BND-Chef Bruno Kahl nennt ein Datum der nahen Zukunft, das uns Angst machen soll: „Spätestens Ende dieses Jahrzehnts dürften russische Streitkräfte in der Lage sein, einen Angriff auf die NATO durchzuführen.“ (14.10.2024) – Prof. Dr. Sönke Neitzel: „Vielleicht ist dieser Sommer der letzte, den wir in Frieden erleben.“ (6.3.2025) – Nahe an der Metapher des Wachstumsprozesses bleibt Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr: „Wir sehen, dass [in Russland] jährlich um die 1500 Kampfpanzer entweder neu produziert oder aus Depots herausgeholt und instand gesetzt werden. […] Im Jahr 2029 wäre Russland damit zu einem großmaßstäblichen konventionellen Angriff auch auf NATO-Gebiet in der Lage.“ (12.4.2025) – Das von Christian Seel und Wolfgang Lohmann im Mai 2025 veröffentlichte „Grünbuch Zivil-Militärische Zusammenarbeit 4.0“ mutmaßt über die Monate Mai und Juni 2030, dass sie die letzten Monate vor dem Kriegsbeginn seien. – Soweit zu erkennen ist, wurde (in neuerer Zeit) die These, ein Krieg stünde in sechs bis zehn Jahren an, zuerst von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik im November 2023 in die Welt gesetzt. Christian Mölling und Torben Schütz beschrieben damals die nahe Zukunft als „Wettlauf“, also als ein Setting, in dem „wir“ schneller sein oder eher starten müssen.

Arno Neuber (1.4.2025)

Alle fünf Beispiele zeigen die Denkfigur eines quasi „in sich selbst begründeten“ Näherrückens des Krieges (und eben nicht nur von Kriegsgefahr!), ähnlich den Temperaturanomalien der Erde, die seit vielen Jahren nur eine Richtung kennen. Die zitierten Aussagen weisen damit eine hohe Ähnlichkeit mit der Denkschrift des Generals von Moltke des Jahres 1914 auf. Damals wie heute verschiebt sich die Mentalität der Zivilgesellschaft langsam aber sicher in Richtung einer breit geteilten Erwartung, die einen zukünftigen Krieg als sicher oder mindestens als hoch wahrscheinlich deklariert. Zentral ist dabei die Bewertung dieser allgemeinen Erwartung: Man braucht sie nicht infrage stellen, denn suggeriert wird, sie sei völlig normal. Ein weiteres Indiz: Am 7. Juni 2025 berichtete Raphael Schmeller in der Berliner Zeitung von einem großen Journalisten-Meeting, zu dem die EU nach Brüssel eingeladen hatte. Er fasste zusammen: „Zwei Tage lang fanden Briefings, Podiumsdiskussionen und Hintergrundgespräche mit hochrangigen EU-Vertretern und Politikern statt. [ . . . ] Alle Gesprächspartner in Brüssel betonten, dass eine massive Aufrüstung angesichts der Bedrohung durch Russland alternativlos sei, [ . . . ] dass sich die EU und ihre Mitgliedstaaten auf einen großen Krieg mit Russland vorbereiten müssten. Als wäre dieser unausweichlich.“

Roland Popp, Historiker an der Militärakademie der ETH Zürich, sagte zu dieser Thematik am 17.05.2025 in einem Interview mit der Berliner Zeitung: „Bei dem Überbietungswettbewerb, wann genau der Russe nun beabsichtige, die NATO anzugreifen – ob im April 2029, oder sogar schon 2026, wie es der polnische Geheimdienst mutmaßt – handelt es sich nicht um ernsthafte Bedrohungsanalysen, sondern um kalkulierte politische Botschaften.“

Urheberrecht © 2025 DFG-VK· Anmelden